How to protect your internal ecosystem
Eine Produktion von ada – artistic dynamic association und Asifism in Kooperation mit WERK X-Petersplatz und VORBRENNER des BRUX / Freies Theater Innsbruck
Uraufführung 23. Oktober 2019 – WERK X-Petersplatz
Gefördert durch die Kulturabteilung der Stadt Wien, das BKA Kunst, das Land Tirol und die Kulturkommission Innere Stadt Wien.
Eingeladen zum PAF – Performing Arts Festival Berlin 2020.
Adaptiert als Hörspiel für ORF / Ö1 Kunstradio (Erstausstrahlung Juli 2020).
"Steril, akkurat, dystopisch [...] Die Stückentwicklung von Regisseurin Miriam Schmidtke und Darstellerin Mimu Merz zeigt eine durchprogrammierte, kalte Welt. [...] Dem Publikum [wird] nicht bloß ein Spiegel vorgehalten. Vielmehr inszeniert Schmidtke hier trostlose Routinen des Alltagslebens. Schlafen, Essen, Sport, Sex, der Austausch von Begrüßungsfloskeln, on repeat. Die stimmige Performance kann man als kritischen Kommentar auf den automatisierten Selbstoptimierungswahn lesen."
Huy Van Jonny Diep in Der Standard vom 29. Oktober 2019
"In einer Welt voll steriler Oberflächlichkeit erscheint das menschliche Wesen immer unzulänglich. Die Existenz wird vielmehr ein rituelles Vegetieren mit lauter neurotischen Vorgängen, von denen sich die Darsteller emanzipieren sollen.
„Wie kann ich eigentlich auch mein inneres Ökosystem, mein eigenes Ökosystem, irgendwie schützen vor dem, was draußen passiert, aber auch teilweise vor dem, was in mir drinnen passiert?“ [sagt Miriam Schmidtke].
„Ökosystem“ meint hier die menschliche Psyche und Physis, die einer feindlichen, fordernden Welt ausgesetzt sind. Gewissermaßen wirken die menschenfeindlichen Bedingungen der Clean Rooms in den dort entstandenen Produkten fort und bestimmen unser Leben, so könnte man Miriam Schmidtke interpretieren."
Paul Lohberger im Deutschlandfunk Kultur, Corso vom 23. Oktober 2019
"Das Setting des Stücks bildet der Cleanroom, ein künstliches Produktionsmilieu in dem die Luftverschmutzung auf ein Minimum reduziert wird, um das Einschreiben von Binärmustern im Nanobereich unserer Siliziumchips zu ermöglichen. [...] An diesem Akkzelerationspunkt vermischen sich einst binär gedachte Pole wie Arbeit und Freizeit, Körper und Geist, Sinn und Zweck oder eben Mensch und Maschine. Ihre Bewegungen erinnern an die simulierte Natürlichkeit von den Sims, gepaart mit den effizienten Bewegungsabläufen von automatischen Staubsaugern. Sie führen monologisierende Gespräche über die Vor- und Nachteile von Schlafen und Wachen, Essen und Hungern, Sein und Nicht-Sein – alles ist sinnlos, doch genau darüber können die sonst so öffentlichkeitsgewandten nichts ausdrücken. In der geloopten Trivialität ihrer sterilen Lebenswelt ist es auf einmal die Zusehende, die den reibenden Schmerz dieser Entfremdungskultur zu spüren bekommt. Denn die seelischen und kapitalistischen Innenräume auf der Bühne sind zu reingehalten, um noch irgendwas anderes als ein «Weiter wie bisher» für ihre Protagonistinnen transportieren zu können.
Als Zusehende findet man sich dieser Welt ausgeliefert, mit der wir alle vernetzt sind. Durch ihre Zurschaustellung auf der Bühne können wir erfahren, was wir im digitalen Alltag vielleicht schon übersehen: wie schmerzhaft reibungsfrei diese Sauberkeit ist, wie weit der Schmutz unserer hypermodernen Kultur bereits in monoton-kreisenden Achterbewegungen aus unserem Sichtfeld gekehrt wird.
In einer ökologischen Kultur jenseits der Moderne werden wir uns der anderen Seite der Reinheitsräume, den Wastelands und toxischen, nach jeder seltenen Erde ausgelutschten Landschaften, annehmen müssen. Auch in ihnen werden wir Sesshaftigkeit erproben müssen um Lebensformen jenseits der in ihrer Reinheit zerstörerischen Moderne zu erfinden.
Die Protagonistinnen in "How to protect your internal ecosystem" scheitern an diesem Übergang, genau weil sie in den Innenräumen der modernen Technologie gefangen bleiben: selbst nach dem Kollaps bleibt ihnen nichts übrig, als dasselbe nochmals von Neuen zu beginnen – ihnen fehlt das Vokabular für den Übertritt in die andere Zone. Doch sie scheitern nur, damit wir – auf der anderen Seite der Bühne – es besser machen können. Nach Miriam Schmidtkes Stück haben wir alle ein Gefühl dafür, wo die verschmutzende Vernetzung zu viel geworden ist und andere Form des Lebens die einzigen des Überlebens sein werden."
Kilian Jörg, Philosoph und Gründer von Philosophy Unbound
Inszenierung und Konzept: Miriam Schmidtke
Text: Miriam Schmidtke in Zusammenarbeit mit Mimu Merz Darstellerinnen: Naemi Latzer, Mimu Merz
Kostüme: Florian Kiehl
Musik: Mimu Merz, Mitarbeit Musik: Bernhard Hollinger
Video, Licht, Technische Direktion: Martin Siemann
Choreografie: Lisa Magnan
Fotos: Markus Zahradnik